Es ist schwer, wenn ein geliebter Mensch an Demenz erkrankt. Häufig so schwer, dass man es sich zunächst nicht eingestehen möchte. Eine Demenz so früh wie möglich zu erkennen, ist allerdings sehr wichtig. Denn je früher die Erkrankung erkannt wird, desto schneller kann eine passende Behandlung erfolgen. Reversible Demenzen lassen sich durch eine frühzeitige Diagnose und die richtige Behandlung sogar spürbar bessern. Nicht zuletzt hilft eine frühzeitige Feststellung von Demenz dabei, mehr Verständnis für den/die Betroffene/n und sein/ihr Verhalten zu entwickeln und den Alltag gemeinsam besser zu meistern.
In diesem Beitrag verraten wir Ihnen, wie Sie bei Ihrem/Ihrer Angehörigen eine Demenz erkennen.
Beginnende Demenz erkennen: mögliche Anzeichen und Warnsignale
Schon wieder die Brille verlegt oder vergessen, was es gestern zum Abendessen gab? Vergesslichkeit ist in der Tat eines der bekanntesten Warnsignale, wenn es darum geht, Demenz zu erkennen. Wenn Ihr/Ihre Angehörige/r vergesslich ist, muss das allerdings nicht automatisch bedeuten, dass er/sie diese Erkrankung hat. Eine Demenz erkennen Sie daran, dass Gedächtnislücken häufiger auftreten, aber noch von weiteren Merkmalen begleitet werden, wie zum Beispiel:
- Gedächtnisstörungen: Bei einer beginnenden Demenz ist vor allem das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Wichtige kürzlich stattgefundene Ereignisse oder bevorstehende Verabredungen werden vergessen, es fällt immer schwerer, neue Informationen aufzunehmen.
- Desorientiertheit in Zeit und Raum: Die betroffene Person hat Schwierigkeiten, sich selbst in vertrauten Räumen zu orientieren. Oft weiß die Person nicht, ob es schon eine Mahlzeit gab, wie alt sie ist oder welche Tageszeit gerade ist.
- Verwirrung: Für Angehörige ist es wohl mit Abstand das herzzerreißendste Warnsignal, wenn einen ihnen nahestehende Person andere Vertraute nicht mehr erkennt oder verwechselt. Außerdem kann das Bewusstsein, wofür welcher Gegenstand gedacht ist, beeinträchtigt sein.
- Sprachprobleme: Eine beginnende Demenz können Sie auch daran erkennen, dass Ihr/Ihre Angehörige/r Schwierigkeiten hat, die richtigen Worte zu finden, Begriffe verwechselt und Sätze nicht zu Ende spricht.
- Antriebslosigkeit und Passivität: Wenn Ihr/Ihre Angehörige/r sich immer weiter zurückzieht, sich noch nicht einmal für alltägliche Aktivitäten motivieren kann und mit Stimmungsschwankungen zu kämpfen hat, kann auch das auf eine Demenz hindeuten.
- Veränderungen im Verhalten: Auch ein ungewöhnliches Verhalten kann ein Anzeichen für Demenz sein. Die betroffene Person macht anzügliche Bemerkungen, ist unbekannten Menschen gegenüber aufdringlich, reagiert mal misstrauisch, mal ängstlich oder gereizt.
- Schwierigkeiten bei gewohnten Tätigkeiten: Kaffeemaschine einschalten, Schuhe zubinden oder eine Rechnung begleichen – was früher keinerlei Problem darstellte, wird immer mehr zu einer Herausforderung.
Auch wenn ein Warnsignal selten allein kommt, sollte jedes einzelne davon und erst recht in Kombination ernstgenommen werden – und im Zweifel lieber einmal zu viel als zu wenig ärztlich abgeklärt werden.
Hinweis: Die Alzheimer-Erkrankung ist mit Abstand die häufigste Demenz-Form. In einem anderen Beitrag verraten wir Ihnen alles, was Sie darüber wissen sollten.
Demenz-Verdacht: Was tun?
Bei einem/einer Angehörigen eine Demenz festzustellen, kann eine enorme emotionale Herausforderung darstellen, vor der man am liebsten die Augen verschließen würde. Doch genau das würde weder Ihrem/Ihrer Angehörigen helfen, noch Ihnen selbst. Sprechen Sie stattdessen offen über Ihren Verdacht, mit Familie, anderen Angehörigen oder engen Freunden – vielleicht sind diesen ja auch schon Veränderungen im Verhalten Ihres/Ihrer Angehörigen aufgefallen. Reden Sie schließlich auch mit dem/der Betroffenen selbst über Ihre Sorge.
Betroffenen fällt es häufig schwer, zu akzeptieren, dass sie möglicherweise an einer Demenz erkrankt sind. Gehen Sie beim Gespräch also besonders behutsam vor, um Ihren/Ihre Angehörige nicht unnötig zu verunsichern. Schlagen Sie ihm/ihr vor, gemeinsam zum Hausarzt beziehungsweise zur Hausärztin des Vertrauens zu gehen, um „auf Nummer sicher zu gehen“. Dieser/diese wird Ihnen bei Bedarf eine Überweisung für weitere nötigen Untersuchungen ausstellen.
Natürlich können Sie auch noch vor dem Gespräch mit Ihrem/Ihrer Angehörigen ärztlichen Rat aufsuchen.
Demenz medizinisch diagnostizieren lassen
Auch wenn Sie anhand der unterschiedlichen Warnsignale glauben, eine Demenz sicher erkennen zu können, kann eine sichere Diagnose nur von einem Arzt beziehungsweise einer Ärztin gestellt werden. Mithilfe unterschiedlicher Untersuchungen kann festgestellt werden, ob die Symptome auf eine degenerative Demenz oder doch auf andere Erkrankungen zurückzuführen sind.
Denken Sie unbedingt daran, im Vorfeld des Besuchs Ihre Beobachtungen schriftlich zu dokumentieren und bringen Sie sie am besten mit, damit Ihnen in der Aufregung kein wichtiges Detail entgeht. Haben Sie auch Befunde zu bereits bestehenden Erkrankungen dabei sowie eine Liste mit den Medikamenten, die Ihr/e Angehörige einnimmt.
Fazit: Auf erste Anzeichen achten, um Demenz früh zu erkennen
Auch wenn es unglaublich schwerfallen mag, sich einzugestehen, dass ein lieber Mensch an Demenz erkrankt sein könnte: Nehmen Sie die erwähnten Warnsignale ernst – ein frühzeitiges Erkennen von Demenz ist von sehr großer Bedeutung. Bleiben Sie nicht allein mit Ihrem ersten Verdacht, sondern tauschen Sie sich mit Ihnen nahestehenden Menschen aus und lassen Sie die Demenz medizinisch diagnostizieren. Je früher eine Demenz erkannt wird, desto früher bekommt Ihr/e Angehörige/r die richtige Behandlung und desto früher können Sie beide entsprechende Hilfsangebote in Anspruch nehmen.