Keine Lust auf Sexualität in den Wechseljahren – Was tun bei Libidoverlust?

Nicht nur der Körper und die Psyche, auch die Sexualität verändert sich in den Wechseljahren. In dieser Phase unterliegt der gesamte weibliche Organismus einem Wandel, der größtenteils hormonell bedingt ist. Es gibt aber auch eine ganze Reihe weiterer Faktoren, die die Libido in den Wechseljahren schrumpfen lassen. Welche das sind und was gegen Libidoverlust in den Wechseljahren hilft, erfährst du in diesem Artikel.

Welche Gründe gibt es für sexuelle Unlust in den Wechseljahren?

Keine Lust auf Sex? Viele Frauen empfinden einen mehr oder weniger erheblichen Libidoverlust in den Wechseljahren. Die Gründe dafür sind ebenso vielfältig wie für andere Wechseljahrbeschwerden, etwa Hitzewallungen, Müdigkeit, Schlafstörungen oder Stimmungsschwankungen.

Die Libido in den Wechseljahren: Eine launische Sache

Du hast keine Lust auf Sexualität in den Wechseljahren – oder ist dein sexuelles Verlangen größer denn je? Für einige Betroffene ist allein der Gedanke an Sex eine Zumutung, während andere in den Wechseljahren einen Libidoanstieg erleben. Es gibt viele Gründe, warum die Lust auf Sex in dieser Lebensphase mehr oder weniger stark ausgeprägt sein kann.

So spielen die individuellen Lebensumstände, allen voran die persönliche Beziehungssituation, ebenso eine Rolle für die weibliche Lust wie das gesellschaftliche Umfeld. Die Sexualität ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt und verändert sich im Laufe des Lebens. Schwankungen der Libido sind daher absolut normal.

Dennoch kann es sein, dass der Rückgang deines sexuellen Verlangens eine Belastung für dich oder deine Partnerschaft darstellt. Die Ursachen für sexuelle Unlust in den Wechseljahren sind dabei vielfältig:

  • natürliche, hormonelle Veränderungen während der Wechseljahre, die sich auf den Körper ebenso auswirken wie auf die Psyche
  • Verlust des Selbstwertgefühls
  • fehlende Akzeptanz für den sich verändernden Körper
  • Veränderung innerhalb der Beziehung zum Partner; Trennung; Verlust oder Fehlen eines Partners
  • Veränderungen im privaten oder beruflichen Umfeld, beispielsweise Auszug der Kinder oder Austritt aus dem Berufsleben
  • Konfrontation mit dem Älterwerden und der eigenen Vergänglichkeit, unter anderem auch durch die Hilfebedürftigkeit oder das Versterben der eigenen Eltern
  • eine akute oder chronische Erkrankung
  • Welche Gründe auch immer es dafür gibt, dass deine Libido in den Wechseljahren abnimmt: Es gibt Möglichkeiten, dein sexuelles Verlangen wieder anzukurbeln. Dafür gilt es zunächst, den Ursachen für Libidoverlust in den Wechseljahren auf die Spur zu kommen.

Warum sexuelle Unlust in den Wechseljahren vor allem hormonell bedingt ist

Hauptursache für einen Rückgang der weiblichen Libido sind vor allem signifikante hormonelle Veränderungen. Noch vor dem Einsetzen der Wechseljahre kommt es bei den meisten Frauen zu starken Schwankungen des Hormonspiegels. So kann es beispielsweise infolge eines Rückgangs der Progesteron-Produktion zu einer Östrogendominanz kommen, deren Folge innere Unruhe, Getriebenheit oder Ängste sein können. Auch Antriebslosigkeit oder depressive Verstimmungen können die Libido stark dämpfen.

Im weiteren Verlauf des Klimakteriums wird die Produktion des Botenstoffs Östrogen, der nicht nur die weibliche Fruchtbarkeit, sondern auch viele andere Stoffwechselfunktionen im Körper beeinflusst, schließlich ganz eingestellt. Sowohl Progesteron als auch Östrogen sind ausschlaggebend für das weibliche Lustempfinden und regulieren unter anderem die Durchblutung der Scheidenschleimhaut. So können beispielsweise Scheidentrockenheit oder auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr durch eine Abnahme der vaginalen Elastizität dazu führen, dass das sexuelle Verlangen in den Wechseljahren abnimmt.

Auch Blutungen in den Wechseljahren und Blasenprobleme wie ständiger Harndrang oder Inkontinenz können körperliche Gründe für den Rückgang deiner Libido sein.

Körperliche Veränderungen als Grund für sexuelle Unlust

Während die weiblichen Geschlechtshormone in den Wechseljahren auf dem Rückzug sind, kommt es vielfach zu einem Anstieg des Spiegels „männlicher“ Hormone wie beispielsweise Testosteron. So kann es in der Menopause etwa zu vermehrter Behaarung im Gesicht, Hautunreinheiten, Haarausfall oder auch einer Veränderung der Figur kommen. Die Brüste vieler Frauen werden durch die hormonellen Veränderungen kleiner und weniger prall. Fett lagert sich vermehrt am Bauch ab und nicht wie früher im Hüft- und Gesäßbereich. Dies alles kann dazu führen, dass du dich womöglich weniger attraktiv oder auch „weniger weiblich“ fühlst – was wiederum der Grund dafür sein kann, dass du in den Wechseljahren kein oder ein vermindertes sexuelles Verlangen verspürst.

Warum Libidoverlust in den Wechseljahren auch Beziehungssache ist

Nicht nur die hormonell bedingten Veränderungen des eigenen Körpers und der Psyche sorgen für eine Abnahme der weiblichen Libido in den Wechseljahren. Auch die Beziehungssituation ist maßgeblich für die Entstehung weiblicher Lust verantwortlich. So kann Lustmangel in den Wechseljahren auch dadurch begründet sein, dass die Anziehungskraft des Partners im Laufe der Zeit abnimmt – oder es schlichtweg nicht den richtigen Partner gibt.

Vertrauen ist neben einer gesunden Kommunikation sehr wichtig für eine erfüllte Sexualität in dieser neuen Lebensphase und danach. Wer sich mit dem Partner austauscht und offen über Ängste, Bedenken oder Unzufriedenheiten spricht, kann mangelnder Libido rechtzeitig entgegenwirken. Gerade in langjährigen Beziehungen kann es sogar aufregend sein, die sich verändernde Libido zum Anlass zu nehmen, sich nochmal neu mit der partnerschaftlichen Sexualität auseinanderzusetzen.

Was hilft bei mangelnder Lust auf Sex in den Wechseljahren?

Wie die dänische Psychologin, Sexual- und Paarberaterin Ann-Marlene Henning im Doku-Format „Make Love“ erklärt, führt der Weg zurück zu einer erfüllten Sexualität bei fehlender Libido in den Wechseljahren erst einmal zu dir selbst. Indem du dich selbst verwöhnst und dich fragst, was dein sexuelles Verlangen anregt, kannst du deiner abhanden gekommenen Lust langsam wieder auf die Sprünge helfen.

  • Gleitgel oder -cremes helfen bei Scheidentrockenheit und sind sowohl für den Geschlechtsverkehr mit Partner als auch für die Selbstbefriedigung eine ideale Ergänzung.
  • Auch spezielle Hormoncremes oder -zäpfchen können gegen Vaginalbeschwerden in den Wechseljahren helfen. Lass dich hierzu am besten von einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen beraten.
  • Homöopathische oder pflanzliche Präparate können bei sexueller Unlust in den Wechseljahren helfen, die Libido anzukurbeln oder dazu beitragen, körperliche Ursachen für eine Abnahme des Sexualverlangens zu lindern, beispielsweise Scheidentrockenheit.
  • Bei anhaltenden Beschwerden kann auch eine Hormontherapie sinnvoll sein. Allerdings sollte diese so kurz und so niedrig dosiert wie möglich ausfallen, um unerwünschte Nebenwirkungen zu verhindern. Eine solche Therapie setzt allerdings stets bei der Bekämpfung der Symptome an und nicht bei den Ursachen für Libidoverlust in den Wechseljahren.

Fazit: Es gibt Abhilfe gegen rückläufige Libido in den Wechseljahren

Wer die fortschreitende mentale und körperliche Reife als natürlichen Prozess sieht, kann sich selbst besser annehmen und sogar Gewinn daraus ziehen. Viele Frauen empfinden ihre mittleren Jahre als eine Zeit, in der sie mehr denn je bei sich und „ganz Frau“ sind. Sie kennen ihre sexuellen Bedürfnisse und Vorlieben und können diese oft viel klarer formulieren und einfordern als noch als jüngere Frau.

Nicht nur in langjährigen Beziehungen kann es ein absoluter Vorteil sein, das Sexualleben ganz neu zu entwickeln oder auszurichten. Auch, wer sich gerade neu auf Partnersuche begibt oder sich selbst erst einmal neu ausprobieren möchte, profitiert vom Plus an Erfahrung und kann die eigene Sexualität frei und ungehemmt ausloten. Körperlichen oder psychischen Faktoren, denen sexuelle Unlust in den Wechseljahren zugrunde liegt, kannst du in jedem Fall mit einer Reihe von Optionen begegnen. Deine Sexualität kann sich so Stück für Stück an die Veränderungen anpassen, mit denen du dich in den Wechseljahren konfrontiert siehst.